Die Baugrößen der Schmalspur-Modellbahnen
von Bernd Beckmann
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ihr heute in den Diskussionen eingeräumt wird.

   Während das "m" seine Abstammung von der Meterspur nicht leugnen kann, stammt das "e" von der ehemaligen Egger-Bahn ab. Der mehrsprachliche Bezug war somit nicht in allen Fällen gegeben und stellt deshalb kein gewichtiges Argument gegen die Benutzung beispielsweise des Zusatzes "f" dar, der immerhin der größten Sprachgruppe unter Europas Modelleisenbahner gerecht wird. 

   In den USA haben metrische Vorbilder keine Verbreitung gefunden. Dort verwendet man den Zusatz "n" (d.h. narrow gauge) und gibt die Spurweite des Vorbildes in Fuß an. Da das amerikanische Eisenbahnwesen nicht die europäische Spurweitenvielfalt kennt, hat sich dieses Schema sehr gut bewährt und ist auch von der NMRA genormt. In jüngster Vergangenheit haben aber auch metrische Modelle aus Japan und Europa den Weg nach Nordamerika gefunden. In zunehmenden Maße wird die Vorbildspurweite deshalb auch in Zoll an gegeben. Dies erleichtert die Schreibweise, wenn sich die Spurweite des Vorbildes nicht mehr in ganzen Fuß ausdrücken läßt. 750/60 mm (genauer 762 mm) entsprechen nämlich 2 1/2 Fuß beziehungsweise 30 Zoll. Statt H0n2 1/2 findet man häufiger die Schreibweise H0n 30". Analog dazu finden statt 0n3 und 0n2 die Bezeichnungen 0n36" und 0n24" Verwendung.

   In Großbritannien haben sich unterschiedliche Schreibweisen eingebürgert. Modelle der 3-Fuß-spurigen Eisenbahnen Großbritanniens und Irlands im Maßstab 1:76 werden häufiger mit 00n3 als mit 0012 bezeichnet, während 009 die Bezeichnung für das ist, was im Prinzip unserer H0e entspricht. Die Angabe der Modellspurweite wie bei 009 ist praktisch und findet sich auch bei anderen Baugrößen wieder, zum Beispiel bei 016.5 (entsprechend 0e) und SM32 (entsprechend IIe). Das System ließe sich noch weiter verkomplizieren, würde man einem Vorschlag von Tom Cooper, Merlin Locomotive Works, folgen und die eingeführten Bezeichnungen durch eine

linie.gif (841 Byte) Kombination aus Nachbildungsmaßstab und Modellspurweite ersetzen. In diesem Falle müßte man 87-16,5 statt H0 und 87-9 statt H0e schreiben. Nm hieße fortan 160-6,5.

   Einfacher ist die Situation bei der größten und erfolgreichsten elektrischen Schmalspurbahn, der Lehmann-Groß-Bahn. Im historisch gewachsenen Baugrößenschema hat diese Schmalspurbahn die richtige Bezeichnung IIm. Sie setzt sich aus der Regelbaugröße II (1:22,5) und dem meterspurigen Vorbild zusammen. Eine einfachere Schreibweise hierfür ist G und wurde vom Hersteller der LGB eingeführt. Sie hat sich besonders in den USA durchgesetzt.

   In der Tabelle sind die verschiedenen Baugrößen zusammengestellt. Konsequent und leicht handzuhaben ist das amerikanische System. Hier existieren auch die besten Voraussetzungen, weil das amerikanische Eisenbahnwesen, wie gesagt, nicht die Spurweitenvielfalt kannte, die in Europa vorzufinden war. Geeignet ist auch das metrische, europäische System, es müßte sich nur eine vernünftige und von allen Seiten akzeptierte Bezeichnung für die Feldbahnen durchsetzen. Beide Schemata ergänzen sich gegenseitig, lassen sie doch stets einen Rückschluß auf Herkunft und Spurweite der jeweiligen Vorbilder und Modelle zu.


Bemerkungen des Verfassers:

Die Originalfassung dieses Beitrages erschien 1984 in der Ausgabe 1 der Buchreihe Zeunert's Schmalspurbahnen.


Weitere Informationen zu diesem Thema:

Thomas Rödel - Nenngrößen und Spurweiten von heutigen Modelleisenbahnen
NMRA - Spurweitendefinitionen

Stand: 04.02.1999 RevB